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ignorierte er.  Also wuchs ich in einem
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quälenden Zwiespalt auf: Wildfremde him-
melten mich wegen meines angeblich so an-
ziehenden Äußeren an, während ich für
meine Mutter ein hässliches Balg war, das sie
unbedingt loswerden wollte, und mein Vater
mich abgrundtief gehasst hat.
 Steht nur das Wort deines Vaters dafür,
was die angebliche Haltung deiner Mutter
betrifft? Ihre ruhige, eindringliche Stimme
schlug eine Saite in seinem Innern an, die er
noch nie wahrgenommen hatte. Gleichzeitig
vermittelte sie ihm das Gefühl, genau das
Richtige zu tun, wenn er sich Grace
anvertraute.
Plötzlich erinnerte sich Lucas an einen
späten Abend, an dem er seinen Vater in
dessen Arbeitszimmer mit seiner Ge-
burtsurkunde konfrontiert hatte, nach der er
zuvor monatelang im Haus gesucht hatte.
Damals war er ein sehr verbitterter Teenager
gewesen und raste vor Wut, weil all seine
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Geschwister ihre beiden Elternteile kannten,
nur er nicht.
Sogar Rafael, der Bastard, wie William ihn
bevorzugt nannte. Er wohnte außerhalb der
Sichtweite des Anwesens in Wolfestone bei
seiner Mutter, die ihn wenigstens vor den
Grausamkeiten des Vaters schützen konnte,
wenn es hart auf hart kam.
Als Lucas mit dem Dokument vorm
Gesicht seines Vaters herumgewedelt und
Aufklärung gefordert hatte, reagierte Willi-
am, wie zu erwarten gewesen war. Mit einem
blitzschnellen, harten Stoß nagelte er seinen
halbwüchsigen Sohn an die Wand und nahm
ihm die Urkunde ab.
 Deine Mutter war eine Frau, die ein
Mann nur schwer vergessen kann , hatte er
dabei mit einem widerlichen Grinsen und in
einem Ton gesagt, der seinen Sohn bewusst
verletzen und demütigen sollte.
Lucas eher halbherzigen Versuch, sich zu
wehren, unterband William mit einem
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brutalen Fausthieb auf die Nase des Jungen.
Dann warf er ihm ein Fotoalbum vor die
Füße und zwang Lucas, es so lange
durchzublättern, bis er bei der Hochzeit
seines Onkels Richard landete. Und bei
dessen frisch angetrauter Frau, die ihn aus
den gleichen ungewöhnlichen grünen Augen
anschaute, die alle Welt an ihm bewunderte.
Sobald ihm dämmerte, dass sein Vater mit
seiner eigenen Schwägerin im Bett gewesen
war und er das Ergebnis dieser ungeheuer-
lichen Liaison war, übergab sich Lucas auf
den kostbaren Teppich in Williams
Arbeitszimmer.
Danach verlor er nie wieder ein Wort über
die Angelegenheit.
Und doch saß die Ungewissheit wie ein
schmerzhafter Stachel in seiner Seele. Wie
oft hatte er versucht, ihn auszureißen.
Vergeblich.  Ja, ich habe nie herausbekom-
men, wer & wer sie wirklich war.
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 Mein Vater verschwand sang- und klan-
glos, noch bevor ich geboren wurde , ver-
traute ihm Grace zu ihrer eigenen Überras-
chung an.  Es gibt zwar einige John Ben-
isons auf diesem Planeten, aber keiner von
ihnen war daran interessiert, mich kennen-
zulernen. Ich habe nicht einmal seinen Na-
men bekommen. Es ist keine Schande, ein
Unfall zu sein, Lucas , sagte sie eindringlich.
 Es gibt nur leider mehr als genug Eltern, die
ihrer Aufgabe nicht gerecht werden und den
Namen gar nicht verdienen.
Lucas streckte die Hände aus und zog
Grace von ihrem Fenstersitz hoch. Dann
nahm er sie in die Arme und strich ihr sanft
über die inzwischen trockenen goldenen
Locken.  Ich habe dich vor den Geistern hier
gewarnt & 
Grace zwang sich zu einem Lachen.  Was
können sie schon für einen Schaden anricht-
en, außer vielleicht mit ihren Ketten zu
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rasseln und die Gäste mit ihrem Stöhnen zu
erschrecken?
 Die Sorte, die ich meine, trägt eher
Designerkleidung und benimmt sich zu-
mindest nach außen hin wie jeder andere
Mensch.
 Habt ihr euer Zuhause deshalb verlassen?
Wegen der Geister? Macht es die Geschehn-
isse der Vergangenheit leichter, oder tut es
sogar gut, das Anwesen langsam verrotten zu
sehen? , versuchte Grace zu verstehen.
 Wenn Wolfe Manor mir gehören würde,
hätte ich es längst zerstört und den Boden
vergiftet, auf dem es gestanden hat!
Als Grace ein Stück von ihm abrückte und
Lucas ihren forschenden Blick sah, lachte er
reuig auf.  Habe ich dich jetzt schockiert?
Das wollte ich nicht.
 So schnell kann man mich nicht schock-
ieren , beruhigte sie ihn.  Es erscheint mir
nur ziemlich melodramatisch. Reicht es
nicht, wenn du einfach nicht mehr
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herkommst? Es ist doch nur ein Haus.
Außerdem kann ich mir nicht vorstellen,
dass all deine Geschwister diese Einstellung
teilen.
 Wir stehen uns nicht besonders nahe.
Oder besser gesagt, die anderen können mit
mir nicht viel anfangen. Warum sollten sie
auch?
 Weil du ihr Bruder bist , erwiderte Grace
schlicht, aber in ihrem eindringlichen Blick
las er mehr. Es war, als wollte sie ihm ver-
mitteln, dass er wertvoller und besser war als
sein Ruf und dass er Verständnis und Zunei-
gung von anderer Seite verdiente.
Das konnte er nicht so einfach hinnehmen,
auch wenn es sich anfühlte, als würde sie ihn
mit ihren Worten und Blicken in eine warme
Decke hüllen. Grace kannte ihn nicht. Er
durfte sie nicht in die Irre führen.
Abrupt ließ Lucas sich auf dem Sitzpolter
in der Fensternische nieder und zog Grace
auf seinen Schoß. Dann umschloss er ihre
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schmalen, kühlen Hände fest mit seinen. Nie
war er sich selbst fremder gewesen als in
diesem Augenblick.
 Ich war gerade achtzehn, als mein Vater
wieder einmal versuchte, sich bis zur Besin-
nungslosigkeit volllaufen zu lassen. Das war
an sich nichts Außergewöhnliches, doch an
diesem speziellen Abend war er in besonders
teuflischer Laune und traktierte meine Sch-
wester Annabelle mit einer Reitpeitsche. Er
schlug sie immer wieder & auch ins Gesicht.
 Aber warum? , fragte Grace betroffen.
 Ein mieser Typ wie er brauchte dazu
keinen Grund. Meine Brüder haben ver-
sucht, ihn davon abzuhalten, aber sie waren
zu jung. Dann kam mein ältester Bruder Ja-
cob nach Hause und platzte mitten in das
Chaos hinein. Und ich &  Seine Miene
verfinsterte sich, als er Grace ansah,  & ich
kutschierte zu der Zeit eine heiße Blondine
durch Soho.
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Er wartete auf eine Reaktion, doch sie riss
weder entsetzt die Augen auf noch schaute
sie weg. Ihre ruhige Akzeptanz dieser Unge-
heuerlichkeit traf ihn wie ein Stich ins Herz.
 Jacob schaffte Annabelle außer Reichweite
des brutalen Kerls und stieß ihn zurück, als
er ihr folgen wollte & 
Instinktiv entzog Grace ihre Hand seinem
festen Griff und umfasste seine [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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