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Sie gelangten nun in eine geradezu üppig ausgestattete Höhle, deren Boden sich zu einem
dampfenden Gewässer hin neigte - demFluss, der Helicon das Wasser lieferte. Heiß war es da
drinnen und hell. Das Licht stammte aus Glühbirnen, die in die Decke eingelassen waren.
»Du hast elektrischen Strom hier gehabt - die ganze Zeit über?«
»Aber sicher.« Bobs Stimme war nun klarer, da er sich auf ureigenemBoden befand und
die Wirkung des Blütenduftes nachließ. »Ich habe mir diesen Zufluchtsort behaglich einge-
richtet - für alle Fälle. Zum Berggipfel führt eine Röhre samt Leiter und Lukendeckel.«
»Warum bist du hier unten geblieben?«
»Dort oben ist es zu kalt.«
Das war eine gelinde Untertreibung. Der Gipfel war mit ewigemSchnee bedeckt und der
Tod lauerte überall in Formzahlloser Felsabstürze, Schluchten und Lawinen. Von den Glet-
schern wehten mächtige Winde und nährten die Schmelzbäche an der Schneegrenze, deren
Wasser sich in diese mittels Atomkraft beheizten inneren Höhlen ergoss.
Nur in allerletzter höchster Verzweiflung würde ein Mensch diesen Komfort hier verlassen,
um sich den Unbilden des Gipfels auszusetzen.
»Du bist hier allein?« Es war kaum zu glauben, daß ein Mensch sieben Jahre in völliger
Abgeschiedenheit verbringen konnte.
»Keine Spur. Ich herrsche über einen sehr gehorsamen und disziplinierten Stamm. Komm-
das musst du sehen. Ich beneide dich nicht umdeine Stellung.« Und er ging ihmvoraus, den
Fluss entlang zu einer Reihe ein wenig entfernterer Höhlen.
Und dort hausten Tiere - Ödlandmutationen verschiedener Gestalt und größe. Einige
verkrochen sich bei ihrer Annäherung, andere wieder schienen ganz zahm. »Diese da?« fragte
Neq.
»Das ist nur ein Teil. Das hier sind Arbeiter und Sammler -ohne Schulbildung, versteht
sich. Zur Pflege und Ernte der hydroponischen Wasserkulturen eignen sie sich hervorragend,
aber mit ihrer Intelligenz ist es nicht weit her.«
Neq bemerkte, daß die rattenähnlichen Individuen aus den Spalten imGestein Schwämme
nagten und sie davonschleppten. »Wasserkulturen«, wiederholte er.
»Du musst unbedingt meine Frau kennenlernen«, meinte Bobüberschwenglich. »Das Leben
des Herrn von Helicon hat einen großen Nachteil - keine eigene Frau.«
»Ich weiß.« Hm, war also auch eine der Frauen mitgekommen.
»Diese erzwungene Objektivität und dabei ständige Entscheidungen über Leben und Tod,
und daneben kein Privatleben - mein Lieber du hast nicht Helicon geerbt, sondern die Hölle!«
Neq hatte aus seinen Liedern von der Hölle erfahren. Die Parallele erschien ihmtreffend.
»Ich habe deine Spuren im Speisesaal gesehen. Damals war ich sehr neugierig, wer uns
besucht hatte.«
»Spuren? Das waren nicht meine. Ich habe den Zugang mit Abfall verstopft und ihn
niemals benutzt. Erst als du von außen zu scharren anfingst, da musste ich nachsehen, ist doch
klar -«
Abfall - in den die Sporen der Blüte gefallen waren und Wurzeln schlugen. Und der Wind
hatte sie auf Helicon zu -und von Bobs Höhle weggeweht. Sie waren emporgeschossen, hatten
geblüht und hatten das Geheimnis verraten. Sosa hatte nicht Neqas oder Vars Grab
ausgegraben, sondern Bobs Schlupfwinkel.
»Warumwolltest du das Kind Soli töten?« fragte Neq und tat so, als stelle er die Frage aus
purer Neugier. Sobald er eine klare Antwort bekommen hatte, die mit dem, was er schon
wusste, zusammenpasste, wollte er seine nächsten Schritte überlegen. Diesmal wollte er es
vermeiden, überstürzt und falsch zu handeln.
»Ich wollte sie niemals töten. Ich wollte Helicon retten.«
»Es ist dir nicht geglückt.«
»Mein Fehler war es nicht. Ich wusste, kein Nomade würde eine Frau oder ein Kind töten,
schon gar nicht ein so reizendes wie Soli. Ich wusste, daß der Barbarenkrieger, in der
Einsamkeit des Gipfelplateaus mit ihr allein, ihr entweder den Sieg lassen
oder sie unversehrt verstecken würde. Sodann würde er behaupten, er hätte gesiegt. Sooder
so, Helicon wäre gerettet gewesen.«
Bob, der hier unten eingesperrt war, konnte unmöglich die Geschichte von Var und Soli
erfahren haben. Seine Rechnung war aufgegangen - bis auf den menschlichen Faktor in
Helicon.
»Gerettet?« wiederholte Neq.
»Wäre der Sieg an Soli gefallen, hätten die Nomaden die Belagerung aufheben müssen, das
hätte ihnen die Ehre geboten. Wäre sie als tot gemeldet worden, hätte ich ihre wahre Identität
enthüllt, und der Nomadenführer hätte sich auf einen neutralen Standpunkt zurückgezogen -
mit demselben Effekt. Sos wusste, wie man den Berg unter Druck setzen konnte. Er war ein
hervorragender militärischer Taktiker und hatte unser Verteidigungssystem von innen her
studiert. Er hätte uns kriegen können - aber von den anderen Nomaden hätte keiner ein Motiv
dazu oder gar die Befähigung besessen.«
Das erschien Neq sinnvoll - bis auf die Tatsache, daß der Plan fehlgeschlagen war. »Warum
hast du die anderen in deine Strategie nicht eingeweiht?«
»Ein Führer lässt sich nicht imVorhinein in die Karten blicken. Das weißt du sicher aus
eigener Erfahrung. Ich musste dafür sorgen, daß es klappte. Erst im Nachhinein sollten
Erklärungen folgen - oder auch nicht, wie es die Lage eben erforderte. Voreiliges
Bekanntwerden hätte verheerende Folgen haben können.«
Neq fragte sich nun, ob er mit seinem Lieder- und Blumen-Spiel durchgekommen wäre,
hätte die Gruppe geahnt, was er war, ehe er die Führerschaft anstrebte. Aber er kannte die
Antwort darauf. Bob hatte ganz recht. Bis auf eines.
»Aber Sol hat Helicon doch in Brand gesetzt?« fragte er.
Bob sah ihn verdutzt an. »Dieser Barbar? Der war viel zu dummdazu. Ich habe das Feuer
in Helicon gelegt.«
Neq war so verblüfft, daß er nichts sagte.
»Dieser alberne Bibliothekar bekam irgendwie Wind von der Sache, und die Nachricht
verbreitete sich blitzschnell, noch ehe ich Zeit hatte, alles näher zu erklären. Sol kamgelaufen
und wollte mich persönlich attackieren, und in den Monitoren sah ich, daß die anderen zu ihm
hielten. Nun, für diese Kurzsichtigkeit konnte ich kein Verständnis aufbringen. Ich drückte
also den Vernichtungsknopf an meinemSchreibtisch und habe mich hierher zurückgezogen.
Ich bin kein einziges Mal zurückgegangen. Nein, das wäre zu schrecklich gewesen.«
»Rache?« fragte Neq leise. Seine Nerven waren zumZerreißen gespannt. »Rache ist ganz
und gar sinnlos. Das wirst du eines Tages selbst entdecken«, erklärte Bob von oben herab.
»Nein, es geschah aus praktischen Gründen. Wenn es mit der Disziplin einmal bergab geht,
dann ist die ganze Organisation nichts mehr wert. Am besten, man macht dann radikal
Schluss.«
»Aber die gesamte Nomadengesellschaft ist zusammengebrochen!«
Bob zog die Schultern hoch. »Man muss die Folgen seiner Fehler einfach hinnehmen.«
Nun ja, das klang alles recht plausibel. Bob hatte genau gewusst, was er tat. Als ihn die
anderen daran hindern wollten, hatte er die Meuterei sehr erfolgreich niedergeworfen. Das war
eine wahre Führernatur. Wäre Bob vor sieben Jahren in Neqs Lage gewesen, hätte er es fertig-
gebracht Yod zu töten, ohne daß Neqa überhaupt in Gefahr geriet. Neq wusste, daß er
gemessen an diesemMann ein Unschuldslammwar. Ihmfehlte der Mut das zu tun, was nötig [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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